15. September
1935: Die Nürnberger Gesetze, die „Eheschließungen zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes“ verbieten werden vom Reichstag einstimmig angenommen.
Aus: Bertolt Brecht: Ballade von der Judenhure Marie Sanders
Eines Morgens, früh um neun Uhr
Fuhr sie durch die Stadt
Im Hemd, um den Hals ein Schild, das Haar geschoren.
Die Gasse johlte. Sie
blickte kalt.
Das Fleisch schlägt auf in den Vorstädten
Der Streicher spricht heute nacht.
Großer Gott, wenn sie ein Ohr hätten
Wüßten sie, was man mit Ihnen macht.
(GBA 12, S. 16f.)
1940: Ruth Berlau ist inzwischen wegen ihres Verhaltens … aus dem Gutshaus verwiesen worden. … »
Ich zog … weg und schlug ein Zelt in dem Birkenwäldchen auf. Es war nur einen Katzensprung von Brechts Haus entfernt. Ich hatte meine Schreibmaschine bei mir. Brecht besuchte mich in dem Zelt, und wir arbeiteten miteinander.«
Da sie ihn mehr für sich beansprucht, als ihm lieb ist, versucht ihr B zu erklären, daß er inmitten von Arbeiten »ganz und gar unsinnlich« sei und ihm »die harmlosesten Bemerkungen erotischer Art fast unerträglich werden«. »In solchen Zeiten finde ich jeden Gedanken von Dir, ich könnte hier eine finnische Sommernacht etablieren, schrecklich unadaequat, in der Tat beleidigend.«
(Werner Hecht, Werner Hecht, Brecht Chronik, Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1997, S.621)