12. November

Brecht an Ruth Berlau:

„Von allen Menschen, die ich kenne, bist Du der großzügigste. Kaum je habe ich Dich für Dich selber etwas kaufen sehen. Das Geld, das ich Dir mitunter geben konnte, verwandtest Du sofort für mich—nicht nur für Arbeitsmaterial, sondern auch für kleine Bequemlichkeiten. Du selbst lebtest in aller größter Bescheidenheit, oft Armut, dabei tatest Du immer die Arbeit mehrerer Menschen zugleich, kleine Arbeiten und große, unermüdlich und fast unmerklich. Da stand plötzlich Essen, da schritt eine riesige Arbeit an Fotos über Nacht fort wie in einer ganzen Woche. Oft waren die Arbeiten Pionierarbeiten, die Umgebung verstand ihre Bedeutung nicht. So machtest Du solche Arbeiten nahezu gegen alle, ohne Furcht vor dem Gelächter oder der Intrige. Die Fotos zu Tausenden, die Du von Manuskripten und Aufführungen gemacht hast, sind Zeugen von chinesischem Fleiß und einer Unabhängigkeit des Geistes, die man kaum sonst findet. Dazu half Dir dann Dein Sinn für das Wichtige, der auch selten ist.“

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14. März 1950 (GBABd.30: 19f.)

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