31. Januar

31. Januar

Fokus: Elisabeth Hauptmann 3/3

In Salon und Bouillonkeller unter Brückenbogen über Dächer

Meistens schwarz und maskiert und immer frecher

Haust in Saus und Braus seit altersher der Verbrecher –

Selbstverständlich.
.

Nicht weit weg, bald einzeln, bald in Scharen

Stets mit hübschen Beinen sex appeal und vielen Haaren

Haust das Girl, in Unschuld, unberührt und unerfahren –

Selbstverständlich.
.

Und nun kämpfen mit dem Mann unendlich

Schuld und Unschuld, tugendhaft und schändlich

Und die Unschuld zeigt sich stets erkenntlich

Und wer siegt? Die Unschuld selbstverständlich
.

Ach, Sie fragen nach dem Weltbild? Das ist hollywoodlich

Wie vermutlich

Und das Ganze endet happyendlich

Selbstverständlich
.

(Elisabeth Hauptmann: Happy End. Komödie in drei Akten. In: Ders.: Julia ohne Romeo, Aufbau Verlag. Berlin und Weimar, 1977. S. 67.)
Mit freundlicher Genehmigung © Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2021

30. Januar

Zündfunk Stadtwerke. Musik und Menschen aus Augsburg, mit Achim 60 Bogdahn

Am Samstag geht‘s in den Zündfunk Stadtwerken eine Stunde lang um Musik und Menschen aus Augsburg.

Mit dabei ist neben Tina Lorenz, der Digitalbeauftragten des Staatstheaters Augsburg, auch Brechtfestival-Leiter Jürgen Kuttner.

Tune in! Am Samstag um 19.05 Uhr auf Bayern 2 im Zündfunk

29. Januar

1728 – Uraufführung der Bettleroper

„Dabei handele es sich bei der Bettleroper nicht um eine Oper mit Bettlern, betonte der Schriftsteller Bertolt Brecht, sondern für Bettler. Brecht nahm den zeitlosen Stoff auf und schrieb auf der Basis von ‚A beggar’s opera’ seine ‚Dreigroschenoper’.“

29.01.1728 – Uraufführung der Bettleroper , ZeitZeichen – Zeitzeichen – Sendungen – WDR 5 – Radio – WDR

28. Januar

„Hugenottenviertel in Berlin. Nähe zum Berliner Ensemble. Wohnort vieler Theaterleute. Auch Elisabeth Hauptmann, die langjährige Mitarbeiterin Brechts, wohnt dort. An der Tür steht neben ihrem Namen auch der des Komponisten Paul Dessau, eine kurze Zeit ihr Ehemann. An der gegenüber liegenden Tür ein Namensschild: Gisela May. Eine berühmte Schauspielerin und Brechtinterpretin. Ehrfurcht könnte hochkommen. Ich gestatte sie mir nicht. Ich klingele vorsichtig an der Tür der Hauptmann, so, als wäre das hier ein heiliger Ort. Hoffentlich blamiere ich mich nicht, denke ich noch, da wird schon die Tür geöffnet. Elisabeth Hauptmann steht vor mir, bittet mich herein, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre. Dabei wirken die großen Augen etwas entrückt, wie verschleiert. Ein Augenleiden?“

(Häusler, Inge: Elisabeth Hauptmann – Eine Erinnerung. In: Dreigroschenheft 4/2016. S.18. ff.)

Zum ganzen Text: https://www.dreigroschenheft.de/downloads/3gh2016-4abo.pdf

Skizze: Harald Kretzschmar

27. Januar

Celan Bertolt Brecht

„Zweifellos hat Celan den »Kommunisten ohne Parteibuch«, den kompromisslosen Gegner der Nazis und Exilanten, der immer zu seiner jüdischen Frau Helene Weigel stand, den revolutionären Theatermacher (einige seiner Stücke hat er auf der Bühne gesehen) und auch den Lyriker Brecht hoch respektiert (für eine umgekehrte Kenntnisnahme Celans durch Brecht … gibt es keine Anhaltspunkte).  …

Am 21. November 1967 zeigt er Franz Wurm an, dass er, nach seinem Umzug in die Rue de Tournefort, »endlich Dr. Unselds gesammelten Dünndruckbrecht [die achtbändige Ausgabe von 1967] auf würdige Weise aufstellen konnte« (Celan/Wurm, 114). Aber es gibt letztlich nur ein Zeichen von eminenter Bedeutung für C.s Auseinandersetzung mit Brecht…: das Gedicht Ein Blatt, baumlos/ für Bertolt Brecht aus dem Nachlassband Schneepart von 1971 (GW II, 385), ein kurzer, später Text (entstanden im Juli 1968 während einer Deutschlandreise), der sich explizit auf Brechts berühmtes Exilgedicht An die Nachgeborenen … bezieht, und zwar auf die Zeilen »Was sind das für Zeiten, wo/ Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist/ Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!« … Brechts Botschaft ist so gewichtig wie simpel: Die Terrorherrschaft des Nazismus ist so mörderisch, dass die Menschen ihre Energie ausschließlich auf den Kampf gegen sie konzentrieren müssen. Über Bäume, die Schönheit der Natur zu sprechen, wäre Kräfteverschleiß an der falschen Stelle und damit Verrat an diesem notwendigen Kampf.

C.s Botschaft ist gleichfalls schlicht – und ebenso gewichtig. Sie kommt auf ungemein raffinierte Weise zustande: …durch zwei variierte Schlusszeilen: »Was sind das für Zeiten,/ wo ein Gespräch/ beinah ein Verbrechen ist,/ weil es so viel Gesagtes/ mit einschließt?«“

(Markus May Peter Goßens Jürgen Lehmann (Hrsg.) Celan-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Verlag J.B. Metzler Stuttgart·Weimar S.325f.)

26. Januar

Fokus: Ruth Berlau

Ein Originalbeitrag von Lothar Trolle für das Brechtfestival

„Weißt du, was dieser Zwerg geschrieben hat?“/ (das rief sie mir von der Küchen aus zu)/„Da treffe ich die Fleißigen vom Brecht Archiv,/ na sind die noch immer noch nicht fertig dem Ramsch!/ Ramsch hat der geschrieben!“ / „Ramsch!“/da war sie vor längerem in der Küche verschwunden/ („Ich mache uns jetzt einen Tee oder Kaffee.“/ und man konnte hören wie sie in der Küche herumhantiert/  „Bist du Däne?“/ hatte sie mich gefragt/ als sie mich in ihrem Wohnzimmer am Tisch platziert hatte/  und  die Enttäuschung ansehen/ als ich das verneinte/ Hansi, ein Regieassistent vom Deutschen Theater hatte mich ihr vorgestellt/(„Der hat ein Stück geschrieben,/ das solltest du einmal Lesen!“/ „Und Du wirst sehen, Ruth wird es gefallen!“/ und dann saß sie, den Ellbogen   auf den Tisch gestützt, ihr Kinn in ihrer rechten Hand/  mir gegenüber am Tisch/ und so saßen wir schon eine ganze Weile ,/ hin und wieder kuckte sie mich sogar auch an/ und  irgendwann sagte sie dann:/ „Und weisst Du, warum ich sein Theater nicht mehr betreten durfte/ warum sie mich aus dem Theater verjagt haben?/ Damit er ungehindert mit seinen Flittchens herumvögeln konnte!“/ und dann hiess es:/„Du trinkst doch bestimmt auch ein Aquavit?“/ und erneut liess sie mich minutenlang allein/ in diesem Zimmer mit dem Bücherregal, das bis zur Decke reichte/ der kupfernen Maske/ und das da, war das die Totenmaske Brechts,/ und dann  dieser braunen Ledersessel, /in dem hatte bestimmt  seit Ewigkeiten keiner mehr gesessen/ und dann war  auch das zweite Glas Aquavit ausgetrunken/ aber ihr Blick ging da schon lange an mir vorbei/ ging nach..nach…/und bestimmt war es nicht ich, zu dem sie dann sagte:/ „Ich habe auch einmal ein Stück geschrieben/ zusammen mit Brecht/ in einer Hütte am Meer/ eine ganze Woche waren wir in dieser Hütte am Meer/ und haben dieses Stück geschrieben/ aber wo ist das jetzt eigentlich hin/ wo ist das hin…“

25. Januar

Fokus: Elisabeth Hauptmann 1/3

„Ihre Chancen, als Frau vom Schreiben leben zu können, waren zu dem Zeitpunkt, als sie die Entscheidung hätte treffen müssen, äußert gering. Dennoch lässt nichts in Ihrem Leben darauf schließen, sie habe resigniert auf Berufsträume verzichtet oder sei durch Brecht von der Verwirklichung eigener Ziele abgehalten worden. Diese kluge, selbstbewußte Frau erfaßte deutlich den Unterschied zwischen Genie und Talent und zog es vor, im Arbeitsprozeß Brechts unentbehrlich zu sein, als mit eigenen Werken an die Öffentlichkeit zu drängen, ohne möglichweise den Qualitätsanspruch, den sie an Brecht geschult hatte. Es hieße, ihre selbstbewußte Unterordnung banalisieren, durch den Verdacht, sie habe nicht freiwillig ihren Platz gewählt.“

(Gerda Marko: So erwirbt der Apfel seinen Ruhm, indem er gegessen wird… Bert Brecht und Marieluise Fleißer, Elisabet Hauptmann, Margarete Steffin, Ruth Berlau. In: Schreibende Paare. Zürich, Düsseldorf, 1995. S. 181.)

 

Und heute? http://www.xn--frauenzhlen-r8a.de/studie_diagramme.html

 

24. Januar

„Originalität“ – eine Keuner-Geschichte von BB als Kurzhörspiel von David Tschöpe (Regie & Produktion).

 

23. Januar

Suse Wächter hat ihre Pavarotti-Puppe Brechts Kinderhymne singen lassen.
Wo? In einem Fußballstadion!
Wo genau? In der Alten Försterei, dem Stadion des 1.FC Union Berlin…
Christian Arbeit, dem Geschäftsführer Kommunikation des 1. FCU hat es jedenfalls gefallen.

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22. Januar

Lothar Trolle (dessen Stück „Klassenkampf“ beim Brechtfestival 2020 in einer Inszenierung von Kalliniki Fili zu sehen war) schickt folgendes Gedicht an das Arbeitsjournal des Brechtfestivals 2021:

Polnisches Liedchen
(nach A.Wazyk und B. Brecht)  

im Buffet des Bahnhofs Nowa Huta das Fräulein Jadzia/ 

ist so hübsch, ist so hübsch/ 

ist so hübsch wie es da am Tresen steht/ 

gähnt und den Wodka in die Gläser laufen lässt/ 

hübsch, so hübsch ist das Fräulein Jadzia/ 

wenn es gähnt und die nächste Runde an den Tisch der Männer bringt/ 

hübsch, so hübsch ist das Fräulein Jadzia/ 

liegst du dann flach und sie gähnt/ 

und zieht dir dabei die Schuhe aus/ 

hübsch, so hübsch ist das Fräulein Jadzia…

 

Danke dafür und herzlichen Glückwunsch zum heutigen Geburtstag, lieber Lothar Trolle!

21. Januar

„Unter dem Titel „Heiner Müllers Text-Landschaften. Grenzen – Tod – Störung“ veranstaltet die Internationale Heiner Müller Gesellschaft im ersten Halbjahr 2021 über Zoom eine digitale Ringvorlesung zu Heiner Müller, organisiert von Janine Ludwig, Till Nitschmann und Florian Vaßen. Jüngere Wissenschaftler*innen werden jeweils einen halbstündigen Vortrag halten – mit anschließender Diskussion.

Diese digitale Ringvorlesung findet im ersten Halbjahr 2021 jeden dritten Donnerstag im Monat um 19.00 Uhr über Zoom statt.“

Das gesamte Programm sowie der jeweilige Link, die Meeting-ID und der Kenncode sind vor den einzelnen Vorträgen auf der Webseite der Internationalen Heiner Müller Gesellschaft zu finden:

https://www.internationale-heiner-mueller-gesellschaft.de/aktuelles

20. Januar

Harald Schmidt liest 1998 in seiner Late-Night-Show gemeinsam mit dem Studiopublikum „Mutter Courage und ihre Kinder“ von Bertolt Brecht – mit verteilten Rollen:

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19. Januar

Nachts allein unterwegs auf den menschenleeren, verschneiten Augsburger Straßen – ein beeindruckendes, seltsames, besonderes Erlebnis sei das, sagt Bert Zander. Der Berliner Videokünstler arbeitet für das erste digitale Brechtfestival (26.2.-7.3.) gemeinsam mit der „Bolschewistischen Kurkapelle Schwarz-Rot“ an einem Musikvideo. Letztes Wochenende war er deshalb in Augsburg unterwegs und hat bei den nächtlichen Streifzügen Filmaufnahmen für das Projekt gemacht. Beim Dreh im Scheibengasbehälter auf dem Augsburger Gaswerkgelände hat ihm das Fernsehteam von a.tv über die Schulter geschaut. Die künstlerischen Leiter Tom Kühnel und Jürgen Kuttner sprechen im Interview mit a.tv außerdem über das Festivalprogramm

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18. Januar

Aus der Kalligrafie- und Kuriositätenkiste: Wie schreibt man den Namen Brecht in schicker Schreibschrift?

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17. Januar

Erinnerung an Maria Osten

Als Kolzow, der u.a. auch einer der wichtigsten Vertrauten Stalins in Spanien war, offensichtlich auf Grund einer Denunziation André Martys am 14.12.1938 verhaftet worden war, reiste Maria trotz der Warnung von Freunden nach Moskau. Ihr Adoptivsohn Hubert weigerte sich, die »Frau eines Volksfeindes« in die Wohnung zu lassen. In einem billigen Hotel lebend, pflegte sie die todkranke Margarete Steffin, die Brecht auf der Durchreise in die USA in Moskau lassen musste. Die Kaderkommission der KPD schloss Maria Osten dann am 14.10.1939 u.a. wegen ihrer »Verbindungen zur Malik-Clique« aus der Partei aus. Am 24.6.1941 wurde sie vom NKWD verhaftet und am 16.9.1942 im Gefängnis von Saratov erschossen.

(Quelle: https://antifa.vvn-bda.de/2013/09/05/erinnerung-an-maria-osten/)

16. Januar

Bert oder Bertolt?

In den »Svendborger Gedichten« heißt der Autor Bertolt Brecht. Jahre zuvor hatte Brecht mir einmal gesagt: »Der Malik-Verlag fängt an, meine gesammelten Schreibereien herauszugeben. Ich überlege mir: Ist >Bert< richtig?« Alle Welt nannte ihn so. Ich war inzwischen gewöhnt, mit den merkwürdigsten Fragen konfrontiert zu werden. Machte Brecht sich einen Spaß, oder war die Frage wichtig für ihn? »Bert oder Bertolt? Bertolt Eugen Friedrich? Was meinst du? Gefällt dir Bert?« Man mußte schnell denken und schnell antworten bei ihm. Mir fiel damals nichts anderes ein als: »Willi statt William wäre seinerzeit wohl auch nicht richtig gewesen …« Brecht antwortete mit einem Grinsen. So verwandelte sich in Dänemark der Bert in den Bertolt.

(Brechts Lai-tu. Erinnerungen und Notate von Ruth Berlau, Eulenspiegel-Verlag, S. 86)

All rights: Hilda Hoffmann

Biographie Ruth Berlau: https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/ruth-berlau

15. Januar – intern 8

„Wir müssen auch mal realisieren: wir haben keine sechs Monate mehr, sondern sechs Wochen.“

Das Brechtsche Festivalkollektiv trifft sich. Die Zeit bis zum Festivalbeginn gibt sich dieses Jahr seltsam unförmig. Sie streckt sich und staucht sich. Wir sind schon mittendrin – und trotzdem am Anfang. Wir, das sind insgesamt acht intern oder extern am Thema arbeitende Personen, die sich um Organisation, Programminhalte, Marketingstrategie und Pressearbeit für das Brechtfestival kümmern. Als Praktikant sind mir die meisten Gesichter unbekannt.

Kulturamtsleiterin Elke Seidel meint, dass wir „in die Gegenwart einhaken“ wollen. „Vom Sofa aus für‘n Bierpreis.“ Was das heißt, wollen wir heute herausarbeiten. Zwischen Zuversicht und Unsicherheit, zwischen „Krisenmanagement“ und „formeller Avantgarde“ pendelt das Selbstverständnis des diesjährigen Brechtfestivals. Was sicher ist: Es wird anders. Und es wird #digitalbrecht. Das bedeutet auch, dass wir technische Fragen diskutieren: Wie wird der Stream genau funktionieren? Wie genau müssen wir den Kauf der Onlinetickets unseren Kunden erklären? Wie erreichen wir Zuschauer in der ganzen Welt? Vieles, was letztes Jahr noch undenkbar war, fällt nun in den Bereich des Möglichen.

Aber wie genau alles organisiert werden muss; wer für was zuständig ist – oft noch unklar. Ein zeitnahes zweites Treffen muss her. Trotzdem sollen heute noch Kategorien für die Website entstehen: „Behind the scenes“, „Brechtlesen“, „#brechtdigital-FAQs“ – erste Ideen hierfür bahnen sich langsam ihren Weg aus dem Abstrakten. Die Zeit drängt uns dazu Fristen zu setzen: Bis zum 15. Februar soll die inhaltliche Konzeption abgeschlossen sein. Das „Arbeitsjournal“, bei dem ich vor allem das Posten von Jürgen Kuttners Beiträgen übernommen hatte, wird irgendwann auslaufen. Was dann kommt, ist die Pause bevor der (digitale) Vorhang fällt.

Mit dem Ende des Arbeitsjournals, wird wohl auch mein Praktikum ein Ende finden. Ein (Corona-)Praktikum, in dem einem die Kollegen und Vorgesetzten unvermeidlich meistens nur als Email-Adressen begegneten, in dem man aber dafür nie zum Kaffeekochen gezwungen wurde.

Leo Blumenschein, Praktikant Brechtfestival

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14. Januar

Mit Textmarker, Schwamm und weißer Tafel gibt Aerin Hobbs in unter zwei Minuten einen Einblick in den Kosmos von Bertolt Brecht

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13. Januar

Lorre’s relationship with Bertolt Brecht.

Interview mit Stephen Youngkin, Autor von „The Lost One: A Life of Peter Lorre“

When I began researching Lorre’s life, there was precious little written about Brecht. In recent years, however, there’s been a deluge of material, some of it very scholarly, some of it less credible. Fortunately, one of the more recent works by John Fuegi that paints a distorted picture of Brecht the writer has been largely discredited. We know, of course, that Brecht the human being was something of a mixed blessing. To this day, Fuegi has failed to refute or correct any of the numerous errors and inaccuracies.

That aside, Lorre saw Brecht as one of the two most important writers in the 20th century, the other being James Joyce. This was the pivotal relationship in his life. He not only referred to Brecht as his best friend, but as himself as one of Brecht’s actors. Without understanding Brecht, you can’t understand Lorre. Some people have found Brechtian elements in Lorre’s acting style. Well, I guess you can find anything if you look hard enough. It’s a chicken and the egg argument.

When I first interviewed Brecht scholar Eric Bentley, I naturally asked about Brecht’s influence on Lorre. He told me it was actually the other way around, that Brecht saw actors he liked, things they were doing – in Lorre’s case, the clashing of opposite characteristics, doing two things at once – and formed those aspects into a new style of acting. Lorre was just doing what he had always been doing. It was an incredibly adaptable form. The same style could easily be plugged into different holes and given a new name, a new theoretical label. So, in a sense, Lorre’s performances were Brechtian by default, before we – or he – knew the use of the word.

http://www.peterlorrebook.com/interview03.html

12. Januar

ℹ FOKUS HELENE WEIGEL

„Wolf Biermann war mal „vor 100 Jahren“ von Helli mir zugeteilt — zusammen mit noch einem Youngster — damit sie keinen Blödsinn machen. Es war in der ganz frühen Zeit der Sezuan-Proben. Ein Schauspieler namens Kiwitt spielte den Barbier, es war keine leich­te Arbeit mit ihm. Am Bühneneingang auf einer vierstufigen Treppe sah ich, wie sich Kiwitt und Biermann begegneten. Biermann klopfte von einer oberen Stufe aus Kiwitt auf die Schultern und sagte in großer Gönnermanier: „Es wird schon werden.“ Was kommen musste, kam. Kiwitt beschwerte sich über den überheblichen jungen Schnösel bei der Weigel, die Weigel beschimpfte mich. Alle Versuche, Biermann von solchen Auftritten abzuhalten, blieben wirkungslos — ich denke, bis heute.

Als ich 1956 zum BE kam, lebten in Berlin drei der wichtigsten Frauen und Mitarbeiterinnen Brechts: Die Weigel, die Berlau und die Hauptmann. Ich habe keine von ihnen jemals auf den Brecht schimpfen hören — gegeneinander hatten sie allerdings eine Menge vorzubringen. Ich konnte von allen Dreien sehr viel lernen.

Die Totenfeier für Brecht war mein erster Arbeitstag im BE. Es war mir sehr zum Heulen. Am Ende der Feierlichkeiten drückten wir alle der Weigel die Hand. Sie neigte sich zu mir und sagte tröstend: „Sei nicht traurig, du hast ihn ja noch kennengelernt.“

(Uta Birnbaum: Weigel-Anekdoten aus „Anekdoten und Geschichten aus der Großen Ordnung„, in: Brecht-Jahrbuch 25, 2000)

11. Januar

Ein Gastbeitrag von Michael Friedrichs, Herausgeber des verdienstvollen „Dreigroschenhefts“:

„Brecht und Frauen“ – da sind nicht nur die bekannten Namen interessant. Über einen Artikel von Hans Peter Neureuter zu Brechts Gedicht „Die haltbare Graugans“ bin ich kürzlich auf eine Dichterin gestoßen, die für Brecht in seiner US-Zeit wichtig war und die verblüffenderweise noch lebt, inzwischen 102-jährig: Naomi Replansky. Zeitzeugin! Sie lebt in New York. Sie hat Brecht mit dem Lied „The Grey Goose“ des schwarzen Songwriters Leadbelly bekannt gemacht, (zu hören hier), aus dem dann Brecht sein Gedicht „Die haltbare Graugans“ machte.

James K. Lyon hat in seinem Buch Brecht in Amerika einiges über ihre Zusammenarbeit mit Brecht in Santa Monica festgehalten.

2012 sind Naomi Replanskys „Collected Poems“ erschienen, und für das Yearbook der International Brecht Society 1995, „Brecht Then and Now“, hat sie Erinnerungen notiert. Sie ist auch im Internet erfreulich präsent, z.B. mit ihrer Lesung bei der Manhattan Review 2017. In der Zeitschrift Twice a Year (1948) – also erst nach Brechts eiliger Abreise aus den USA – sind einige seiner Gedichte in der Übersetzung von Naomi Replansky erschienen.

Hier eines davon:

I, THE SURVIVOR
: Of course I know: only through luck 
have I survived so many friends. But tonight, in dream,
 I heard these friends say of me: The strongest survive.
And I hated myself.
1946

Es handelt sich um das Gedicht „Ich, der Überlebende“ (GBA 12, 125). Brecht bat Naomi Replansky übrigens nicht nur um Übersetzungen, sondern akzeptierte auch Kritik von ihr, so wie sie seine. Und er hat ihr mit „Kinderkreuzzug“ und „Kriegsfibel“ einige seiner wichtigsten Gedichte anvertraut.

Mehr dazu im nächsten Dreigroschenheft, das im April erscheint.

(Michael Friedrichs)

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10. Januar

Autorin Charlotte Roth über Carola Neher, die Hauptfigur ihres im letzten Jahr bei Droemer Knaur erschienenen Romans »Die Königin von Berlin

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9. Januar

Carola Neher († 1942) singt in Georg Wilhelm Pabsts 1931 erschienenem Spielfilm „Die Dreigroschenoper“ in der Rolle der „Polly“ den „Barbarasong“ (Der Song vom Nein und Ja):

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8. Januar

FOKUS HELENE WEIGEL

Was hing bei Brecht im Kleiderschrank? Was lag auf seinem Nachtkästchen? Auf welcher Schreibmaschine arbeitete Brecht? Elke Pfeil, Leiterin der Brecht-Weigel-Gedenkstätte, führt euch durch das Brecht-Haus in der Chausseestraße 125 in Berlin-Mitte, spricht über Bertolt Brecht und zeigt wie Brecht und Weigel gelebt haben.

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5. Januar

Die Philosophin Frigga Haug über Brecht als „lebenslangen Lehrmeister“ – Gespräch mit Joachim Scholl im Deutschlandfunk (26.5.2019):

Ein Leben für die Aufklärung – als marxistische Feministin sieht sie sich selbst, als Soziologin und Philosophin kämpft Frigga Haug seit über 50 Jahren für Gerechtigkeit. Unermüdlich betreibt sie auch im Alter mehrere Projekte gleichzeitig, gibt Zeitschriften heraus, tritt auf Tagungen und Kongressen auf.

„Sie haben einmal Bertolt Brecht als einen lebenslangen Lehrmeister bezeichnet. Was hat er Ihnen denn beigebracht?“

„Eigentlich hat er mir beigebracht, wie man mit Widersprüchen hantieren kann. …  Wie kriegt man die Kraft der Vernunft und die Kraft des Gefühls zusammen. Das lehrt Brecht. Ich brauch den praktisch immer, wo ich mit vielfältig anderen Menschen, mit Arbeitern, mit Frauen, mit… wo immer ich in schulender, in aufklärerischer Absicht unterwegs bin, gibt es von mir immer eine Kopfgymnastik mit Brecht…“

Zum ganzen Gespräch (Deutschlandfunk).

4. Januar

Arbeitsjournal 4. Januar

 

FOKUS HELENE WEIGEL

 

Helene Weigel singt „Das Frühjahr kommt“ von Bertolt Brecht.

 

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3. Januar

Akin: „Ich glaube, wir sind uns da einig, dass wir auf jeden Fall was Gutes machen wollen.“

Stefanie: „Absolut!“

Stefanie Reinsperger und Akin Isletme über ihr Projekt „Ich bin ein Dreck“ (Arbeitstitel) zum digitalen Brechtfestival 2021.

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2. Januar

FOKUS HELENE WEIGEL

Angesprochen auf ihre unerschöpfliche Energie sagt Helene Weigel im Gespräch 1969 – da ist sie selbst 69 Jahre alt: „Manchmal wären einige Leute froh, wenn ich nicht so viel hätte…“ Bei dem besagten Gespräch war nur ein Jahr vergangen, seit sie sich 1968 durch ihre vehemente Ablehnung des Einmarsches der Sowjetarmee in die CSSR auf für die DDR-Führung unliebsame Weise in die politischen Diskussionen eingemischt hatte. Zudem hatte sie auch vorher schon häufig besonders jungen Leuten Unterstützung gewährt, die mit ihrer Kritik an den politischen Verhältnissen Probleme bekommen hatten. Wie hoch Helene Weigel dies von kritischen Geistern angerechnet wird, zeigt ein Zettel aus dem Nachlass von Thomas Brasch. Er hatte gehofft, nach dem Prozess, der ihm und seinen Mitstreitern wegen der Flugblattverteilung gegen den Einmarsch in die CSSR 1968 gemacht worden war, nach der Haftverschonung im Brecht-Archiv anfangen zu können, was Helene Weigel ihm angeboten hatte. Es wäre für ihn eine Ehre, bei ihr anfangen zu dürfen: „wenn die flugblätter gegen den cssr-einmarsch und der knast solche arbeitsstelle eingebracht haben, hat sichs gelohnt.“

The B-Effect – Influences of/on Brecht//Der B-Effekt – Einflüsse von/auf BrechtFriedemann Weidauer, ed., The Brecht Yearbook/ Das Brecht-Jahrbuch Volume 37 (Storrs, CT: The International Brecht Society, 2012, S.97)

Quelle: https://search.library.wisc.edu/digital/A7GTGZXYCRDFUE84/pages/ABCN4MSA2MSVNZ8P

 

1. Januar

Jahresbeginn mit Suse Wächter, Laotse und Bertolt Brecht. Suse arbeitet zurzeit mit Matthias Trippner, Ulrike Gutbrod und den Künstlern von „Datenstrudel“ an dem Projekt „Helden des 20. Jahrhunderts singen Brecht“, das auch Teil des Brechtfestivals 2021 sein wird.

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